Mein Poesiealbum und Dietrich Bonhoeffer
Mein Poesiealbum. Quadratisch. Der Einband rot-weiß-kariert, mit Blumen bedruckt. Die Schulfreundinnen haben Gedichte hineingeschrieben, einige Lehrer*innen, die Großeltern, meine Mutter. Mein Vater schrieb:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Ich war sieben Jahre alt, als ich diese Worte das erste Mal las.
Später begleitete mich Dietrich Bonhoeffer’s Gedicht als Lied, das gerne und oft in Jugendgruppen und auf Freizeiten gesungen wurde.
Zur Konfirmation bekam ich dann ein Buch geschenkt.
Es ging um Vorbilder. Den Titel weiß ich nicht mehr. Gandhi wurde darin vorgestellt, Martin Luther King, Mutter Theresa und Dietrich Bonhoeffer.
Und so las ich, dass Bonhoeffer sich dem Widerstand anschloss, mit dem Attentat auf Hitler in Verbindung gebracht, verhaftet und vor achtzig Jahren, am 9. April 1945, hingerichtet wurde.
Eine seiner zentrale Erkenntnisse war, im Ruf eines Menschen in Not den Ruf G*ttes im Stimmengewirr der Zeit zu hören.
Und dann das Nötige zu tun – persönlich und als Kirche, die nur Kirche ist, wenn sie für andere da ist.
Höre ich/ hören wir den Ruf G*ttes in der Not der anderen?
Pastorin Elke Hoffmann